Auf Shoppingtour in Drogeriemärkten und Beautyabteilungen von Kaufhäusern, vor Regalen bestückt mit allem, was die Schönheitsindustrie einem im täglichen Bemühen um ein attraktives und gepflegtes Äusseres an Wundermitteln zur Seite stellt: hier begegnet einem eher früher als später der Satz: “Schützt mit Antioxidantien gegen freie Radikale”.
Boten der Zerstörung
Was sich zunächst anhört wie eine neu gegründete anarchistische Kleinpartei, ist weniger im politischen, als vielmehr im naturwissenschaftlichen Raum zu verorten: es handelt sich dabei nämlich um instabile Moleküle, deren Charakteristikum darin besteht, dass ihnen ein negativ geladenes Elektron fehlt. Um diesen Mangel auszugleichen, greifen sie andere Moleküle in Zellen, wie z.B. DNA, Proteine oder ungesättigte Fettsäuren an, nehmen ihnen das benötigte Elektron weg und schädigen diese dadurch. Die angegriffenen Zellen werden so selbst zu freien Radikalen und lösen im Körper einen Oxidationsprozess, genauer gesagt einen sogenannten “oxidativen Stress” aus. Diese Kettenreaktion kann die Zellfunktion
einschränken, zu unkontrollierter Zellteilung und sogar zum Zelltod führen. In der Folge können Krankheiten wie Bluthochdruck oder Gelenkbeschwerden, aber auch Krebs, Alzheimer oder Parkinson entstehen.
Vitaminreiche Verstärkung
Ist die Haut nicht mehr in der Lage, die Abwehr alleine aufrechtzuerhalten, naht Hilfe in Form von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, genauer: Antioxidantien. Diese Stoffe können die freien Radikale abfangen und unschädlich machen, indem sie ihren Gegnern freiwillig ein Elektron überlassen, ohne sich selbst in ein freies Radikal zu verwandeln. Da die meisten dieser Substanzen die Hornschicht der Haut nicht durchdringen können, bleiben sie, als Cremes oder Seren auf die Hautoberfläche aufgetragen, in ihrer antioxidativen Eigenschaft größtenteils wirkungslos. Willst du deine Haut und deinen Körper im Kampf gegen die mikroskopisch kleinen Teilchen-Diebe unterstützen, solltest du daher vor allem auf eine Verteidigung von Innen setzen. Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung mit viel Obst und vor allem Gemüse versorgt dich zuverlässig mit wertvollen Inhaltsstoffen und liefert neben Vitaminen und Mineralien auch Anthocyanidinen, sekundäre Pflanzenstoffe, die unsere Zellen besonders effektiv schützen.
Der Zellvernichter als Freund und Helfer
Vorsicht ist hingegen bei konzentrierten Nahrungsergänzungsmitteln mit isolierten Antioxidantien geboten – es besteht das Risiko einer Überdosierung. Denn gemäss neuesten Erkenntnissen sind freie Radikale nicht nur Auslöser von negativem oxidativem Stress, sondern erfüllen gleichzeitig auch eine positive Aufgabe: sie aktivieren das körpereigene Abwehrsystem und helfen dem Körper dabei, unkontrolliert wuchernde Zellen zu vernichten und Zellabfälle abzutransportieren. Ein Überschuss an freien Radikalen schadet dem Körper somit durchaus, eine unnatürliche Reduktion der Zellfresser ingegen baut den körpereigenen Schutzmechanismus ebenfalls ab. Auch hier gilt also der berühmte Satz des Schweizer Arztes Paracelsus: Die Dosis macht das Gift.