Emanzipation hin oder her; ein Klischee hält sich hartnäckig: Frauen brauchen morgens länger im Bad, als Männer – und das aus gutem Grund. Während sich Frauen vor dem Spiegel also mit Mascara, Foundation und Lipgloss wappnen dürfen, um den Herausforderungen des Tages mit ausdrucksstarken Augen und frischem Teint entgegenzustrahlen, bleibt Männern als sozial verträgliches Mittel gegen Augenringe, fahle Haut und ein ungepflegtes Erscheinungsbild bestenfalls eine belebende Feuchtigkeitscreme oder eine ordentliche Rasur. Nach wie vor scheint der Leitsatz zu gelten: Make-Up ist Frauensache.
Eine Idee erobert die Beautywelt
Weit gefehlt. Wer auf Youtube nach Make-Up-Tipps speziell für Männer sucht, stellt schnell fest, dass an entsprechenden Tutorials kein Mangel herrscht. Massenweise tauchen in der Watchlist Männer auf, die cremen, pudern und Tupfen was Tiegel und Tube hergeben. Vom Kultmagazin Vogue über das Männerheft GQ bis zum Feuilleton – überall finden sich Abhandlungen zum Thema Männer und Make-Up. Dem offenbar wachsenden Bedürfnis entsprechend haben viele der grossen Beauty-Firmen wie Chanel, Marc Jacobs, Clinique und Tom Ford eigene Linien speziell für die männliche Klientel auf den Markt gebracht – in unauffälligem Design und mit dezenter Verpackung versteht sich
Tarnfarben aus der Tube
Obwohl immer mehr Männer zu Hilfsmitteln greifen, wenn es um ihr Aussehen geht, verfolgen sie damit ein anderes Ziel, als Frauen: Statt gekonnt Farbakzente und Highlighter im eigenen Gesicht zu platzieren, nutzen Männer Make-Up um ihre Makel zu tarnen. Das Sortiment reicht dann auch von Concealer über getönte Tagespflege bis hin zu Puder oder Foundation – die Maquillage soll Rötungen verschwinden lassen, Unreinheiten ebnen, Augenringe abdecken und den Teint insgesamt ebenmässig, frisch und ausgeruht erscheinen lassen. Doch wie lässt sich dieses Gebiet für interessierte Neulinge am schnellsten erobern? Mit der richtigen Feuchtigkeitspflege, betont der Schweizer Visagist und Youtuber Thomas Neidhart. Die erste Regel lautet daher: cremen, cremen, cremen!
Klein anfangen – gross rauskommen
Will man(n) es nicht dabei belassen und sich an die Magie des Make-Ups heranwagen, gilt für den beliebten Undercover-Look die Devise “weniger ist mehr”. Wer nach einer langen, schlaflosen Nacht morgens um 8:00 ein Business-Meeting im Kalender stehen hat, der greift am besten zum Concealer: effektiv in der Abdeckwirkung und trotzdem dezent. Da Männerhaut nicht ganz so feinporig ist, wie die von Frauen, sollte die verwendete Foundation eine flüssige Textur haben, da sonst Unebenheiten und Falten gut sichtbar sind. Um den eigenen Hautton zu treffen und nicht auszusehen wie Donald Trump, empfiehlt es sich, vor dem Kauf zuhause mit Proben aus der Drogerie zu experimentieren und so die richtige Basis für den perfekten No-Make-Up-Look zu schaffen. Ist die erste Scheu vor Concealer und Co. überwunden, traut Mann sich, Make-Up auch grosszügiger einzusetzen: Wer hervorstechen möchte aus der Masse der scheinbar Ungeschminkten, kann auch mit Glitzerlidschatten, Augenbrauenstift und rotem Kussmund experimentieren – deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Einzige Regel: Abends vor dem Schlafengehen wird abgeschminkt.