Sind wir ehrlich: Wie oft haben wir uns selbst dabei erwischt, wie wir bei einem Zoom-Call kritisch unser eigenes Spiegelbild beäugt haben, anstatt aufmerksam die Rednerin oder den Redner anzublicken? Sahen wir schon vor den täglichen Videokonferenzen durch Smartphones und Selfies die Reflexion unseres Aussehens deutlich öfters als in prä-digitalen Zeiten, blickt uns unser eigenes Gesicht im heutigen von Videokonferenzen geprägten Alltag nochmals deutlich öfters an. Was in der griechischen Mythologie wahrscheinlich die Traumvorstellung von Narziss gewesen wäre, führt in der Realität dazu, dass sich immer mehr Menschen kritisch mit ihrem Aussehen beschäftigen. Habe ich also beispielsweise Augenringe, lässt mich das Spiegelbild dies in einem Video-Call deutlich wissen und es wird schwieriger, die optischen Schwachstellen einfach zu verdrängen.
Das perfekte Timing
Dennoch mag es auf den ersten Blick überraschen, dass Schönheitseingriffe in den letzten Monaten stark an Beliebtheit gewonnen haben. Denn gerade auch immer mehr Einsteigerinnen und Einsteiger entschieden sich in Pandemie-Zeiten für eine Schönheitsbehandlung. Offenbar schien das Timing für viele Leute perfekt: mehr freie Zeit und zudem in vielen Fällen auch noch ein gefülltes Ferienkonto, das anderweitig investiert werden wollte. Da man zudem sowieso nicht oft unter Menschen war oder das Gesicht mit einer Maske verdeckt hatte, schrumpfte für viele auch die soziale Hemmschwelle kurzfristig sichtbarer Nebenwirkungen einer Schönheitsbehandlung.
Der Beauty-Trend Hyaluron
Ein weiterer Grund für den Anstieg dürfte unter anderem die Popularität von minimal-invasiven Methoden sein. Damit sind Behandlungen gemeint, die keiner grösseren operativen Eingriffe bedürfen und daher nicht zu langen Ausfallzeiten
führen. Im Jahr 2020 waren in Deutschland über 60% aller Eingriffe minimal-invasiv, nur ein Jahr zuvor waren es gerade einmal 41,5%. Auch in der Schweiz beobachteten Fachpersonen eine erhöhte Nachfrage. Beliebte minimal-invasive Behandlungen sind beispielsweise Eingriffe mit Hyaluron: Der körpereigene Stoff sorgt beim Menschen für ein jugendliches Aussehen, baut sich jedoch mit zunehmendem Alter natürlicherweise immer mehr ab. Mit einer Behandlung wird der Hyaluron-Haushalt wieder aufgefrischt und die betroffenen Stellen können gemäss den Wünschen der Patientinnen und Patienten für eine Dauer von acht bis zwölf Monaten modelliert werden – konkret besteht so unter anderem die Möglichkeit, Fältchen zu glätten, Lippen aufzupolstern oder auch die Kieferlinie zu formen.
Schönheitsbehandlungen sind nicht nur Frauensache
Der Trend zu minimal-invasiven Behandlungen zeigt sich aber nicht – wie man vielleicht annehmen könnte – nur bei Frauen. Diese machen zwar immer noch den klar grösseren Anteil an Schönheitsbehandlungen aus, die Akzeptanz nimmt aber
auch bei Männern stetig zu. Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich besonders, wenn man sich die Art der Behandlung und vor allem das Ziel dieser anschaut. So liegt es in der Natur der Sache, dass Frauen mehr Brustvergrösserungen machen und Männer wiederum eher Haartransplantationen. Bei den minimal-invasiven Eingriffen mit Hyaluron zeigen sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede besonders beim gewünschten Ergebnis: während viele Männer beispielsweise gerne eine markante und als maskulin geltende L‑Jawline hätten, wünschen sich Frauen eher die filigrane V‑Jawline. Bestimmte Körperstellen kamen in den letzten Monaten aber unabhängig vom Geschlecht besonders zur Geltung und wurden somit auch gefragter bei Behandlungen. So ist es zum Beispiel kein Zufall, dass die Behandlung von Augenringen beliebter wurde, da diese Gesichtspartie stärker betont wird, wenn alle ständig eine Maske tragen. Aufgrund dessen ist auch die Nachfrage für Augenring-Unterspritzungen in der Schweiz seit Beginn der Pandemie um rund 25% gestiegen. Die Pandemie hat also nicht nur beeinflusst, wie viele Menschen sich für ästhetische Eingriffe interessieren, sondern auch für welche.
Ein Trend, gekommen um zu bleiben?
Schönheitsbehandlungen aller Art sind nichtsdestotrotz nach wie vor mit vielen Fragen und Unsicherheiten verbunden: Wie werde ich nachher aussehen? Was, wenn mir das Resultat nicht gefällt? Was denken andere Leute darüber? Die letzten Monate haben jedoch gezeigt, dass die Thematik mitten in der Gesellschaft angekommen ist und sich während der Pandemie viele Leute verstärkt mit ihrem Aussehen beschäftigt haben. Während manche bisher vielleicht nur mit dem Gedanken gespielt haben, gönnten sich andere gleich das lang gewünschte Makeover. Das vergangene Jahr war insbesondere für minimal-invasive Methoden wie Hyaluron-Filler eine Erfolgsstory: die geringe Ausfallzeit, die quasi schmerzfreie Behandlung und die temporäre Wirkung scheinen viele Leute überzeugt und Vorbehalte gegenüber solchen Eingriffen aus dem Weg geräumt zu haben. Wichtig ist aber auf jeden Fall, sich vor jeder Behandlung immer persönlich von einem professionellen Anbieter beraten zu lassen, bevor man eine Entscheidung trifft. Die Vorstellung, dass Schönheitsbehandlungen nur von einem Bruchteil der Bevölkerung gemacht werden, ist jedoch eindeutig passé. Und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in deinem nächsten Zoom-Call bereits eine Form von Schönheitsbehandlung hinter sich hat, immer wie grösser.